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Abendmusik III: Deutschland

Werke von Johann Sebastian Bach

Motetten: Jesu, meine Freude BWV 227, Fürchte dich nicht BWV 228
Kantate: Nach dir Herr, verlanget mich BWV 150 und Orgelwerke

Mirjam Striegel, Berit Griebenow, Sopran solo
Johanna Rademacher, Alt solo
Elias Winzeler, Tenor solo
Jan Philip Dolci, Bass solo

Collegium Vocale zu Franziskanern

Cappella Francescana
Sonoko Asabuki, Claudio Rado, Violinen
Luise Hage, Cello
Andrew Burn, Fagott
Freddie James, Orgel

Ulrike Grosch, Leitung

Hier finden Sie den Flyer

Die Vokalkompositionen der Abendmusik umfassen in ihrer Entstehung eine grosse kompositorische Zeitspanne. Während die Kantate BWV 150 mutmasslich die früheste aller Bachkantaten überhaupt ist (um 1708), stammt die Motette BWV 227 aus der Leipziger Zeit um 1724. Dazwischen liegt BWV 228, die 1720 Köthen entstand.

Gemeinsam ist den drei Werken allerdings ein jeweils persönlicher Anlass, der Bach mutmasslich zu den drei Kompositionen motivierte. Bach hat diese persönlichen Bezüge in seinen Kompositionen auf verschiedene Art und Weisen verschlüsselt, sie sind teilweise erst in jüngster Zeit von der Forschung erkannt worden.

Im Falle der Kantate BWV 150 sind es die Anfangsbuchstaben der Zeilenanfänge der Sätze 3, 5 und 7, die zusammen den Widmungsträger Doctor Conrad Meckbach ergeben. Dieser war Ratsmitglied der Freien Reichsstadt Mühlhausen, mehrfach regierender Bürgermeister und hatte Johann Sebastian Bach mit Erfolg für die Neubesetzung der Organistenstelle St. Blasii vorgeschlagen. Mit ihrer einleitenden Sinfonia und den überwiegend motettisch komponierten Teilen zeigt sich hier die frühe Stilistik Bachs, affektbetont und rhetorisch noch ganz in der Tradition Buxtehudes, bei dem er sich als 20 Jähriger wichtige musikalische Anregungen holte.

 Die doppelchörige Motette BWV 228 «Fürchte dich nicht» hat Bach höchstwahrscheinlich zum Tode seiner ersten Frau Maria Barbara Bach komponiert. Ungewöhnlich häufig finden sich die Tonfolgen B-A-C-H sowie zahlensymbolische Verschlüsselungen des Namens der beiden Bachs (auch Maria Barbara stammte aus der Familie Bach). Immer paarweise findet sich das Motiv «Du bist mein». Formal besteht die Motette aus zwei Teilen mit jeweils 77 Takten. Die Quersumme dieser Zahl ergibt wiederum die Quersumme aus dem gematrisch verschlüsselten Namen BACH (2+1+3+8), zumindest augenscheinlich gibt es ganz direkte Bezüge.

Die kompositorische Anlage im ersten Teil ist doppelchörig: virtuos und konzertant dialogisieren die beiden Chöre und singen sich gegenseitig Mut und Zuversicht zu: Fürchte dich nicht, ich bin dein Gott. Der zweite Teil steht ganz in der Tradition der Thüringischen Motette: Der Choral «Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden» ein Text von Paul Gerhard, liegt als Cantus Firmus im Sopran, während die Unterstimmen eine kunstvolle Fuge singen. Drei charakteristische Themen kombiniert Bach auf die Texte aus Jesaja 41 und 43:  «denn ich habe dich erlöset», «ich habe dich bei deinem Namen gerufen», «du bist mein».

Ein überaus berührendes Werk der Trauer und der Liebe.

Die Motette BWV 227 «Jesu, meine Freude» ist mit ihrer Länge und Komplexität das kompositorisch reifste Werk des Abends. Sechs Strophen des bekannten Kirchenliedes von Johann Frank wechseln sich ab mit Passagen aus dem Paulinischen Römerbrief zu insgesamt 11 Sätzen. Bach verschränkt beide Texte miteinander so kunstvoll, dass man meinen könnte, Johann Franck habe seine Verse als Antithese zu Paulus geschrieben.

Kirchenlied und Bibeltext durchdringen sich gegenseitig und fordern sich auf zu Bekenntnis, Reflexion und Kommentar.

Die Gesamtform ist symmetrisch, im Zentrum der Spiegelachse steht die fünstimmige Fuge auf den Text: «Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich», der die Botschaft auf den Punkt bringt.

Besonders beeindruckend ist die variable Gestaltung der Liedreihe, deren erste und letzte Strophe den Rahmen bilden. Sie reicht vom einfachen 4-stimmigen Choral bis hin zur dramatisch auskomponierten Sturm- und Furienszene «Trotz dem alten Drachen»

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieses Werk als Trauermotette zum Tode des Thomasschülers Gottfried Grosse 1724 komponiert worden. Die wechselnde Besetzung der einzelnen Abschnitte legt nahe, dass der gesamte Chor der Thomasschule an diesem Anlass beteiligt waren.

 

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